Rückblick und persönliches Fazit:
Kunst- und designmarkt in München

Das dritte Quartal hat seinen Abschluss beim Kunst- und Designmarkt in München gefunden. Das MVG-Museum ist wirklich ein sehr schöner Ort, der Markt vom Veranstalter bestens organisiert und beworben. Dementsprechend ist der Kunst- und Designmarkt in München eine bekannte Veranstaltung, die viele Menschen anzieht. Das ist für die Aussteller natürlich eine optimale Voraussetzung, um gut zu verkaufen. Aber…

der Wendepunkt zum Jahresendspurt

Für mich allerdings war dieser Markt noch katastrophaler als der letzte im Sommer. Ich will das gar nicht verheimlichen und in Social-Media-Manier so tun, als ob alles „super happy toll“ wäre. Für mich persönlich sehe ich es als Hinweis, dass ich überhaupt nicht mehr auf dem für mich richtigen Weg bin.

Den Grund für meinen Misserfolg in den größtenteils versnobten Münchnern zu sehen, die stellvertretend für die Geselllschaft insgesamt lieber tote als lebendige Farben tragen und sich in die Wohnung stellen, weil sie sich dann irgendwie intelligenter und überlegener fühlen – ja, das könnte ich tun. Manchmal überkommt mich auch so eine Laune. Aber wenn dann der erste Frust verflogen ist, bin ich dem Universum dankbar, dass mir der Erfolg versagt bleibt. Das bringt mich erst gar nicht in die Versuchung, weiterhin mein begeisterungsfähiges, offenes und lebendiges Wesen an die unbewusste, ausdruckslose Masse verkaufen zu wollen.

*An dieser Stelle möchte ich mich ausdrücklich bei all jenen bedanken, die sich für meine Arbeit begeistern und mich bisher mit Käufen unterstützt und mir Wertschätzung entgegengebracht haben.

Nummer 1 – tief sitzende Glaubenssätze

Dass Verkaufen bei mir nicht so funktioniert, wie ich es eigentlich gerne hätte, ist vor allem zwei Punkten geschuldet. Ich habe einfach keine positive Einstellung zum Verkaufen. „Erfolgreich verkaufen“ verbinde ich mit „Manipulation“.
 
Dazu eine kleine Anekdote aus meinem Leben: Als ich 1999 nach meiner Kirchmalerausbildung und einer gescheiterten Ehe nach München zurückkam, fing ich am 27.09.1999 eine Ausbildung zur Mediengestalterin in einer Münchner Werbeagentur an. Bereits am 12.11.1999 beendete ich diesen Versuch. Nicht, weil ich dafür nicht geeignet gewesen wäre, sondern weil es mich anwiderte, mein Geld damit zu verdienen, Menschen zu manipulieren. Nichts anderes tut eine Werbeagentur. Aufgrund psychologischer Mechanismen wird hier überlegt und umgesetzt, wie man Menschen zum Kauf bringt. Ob das Produkt sinnvoll ist, menschenwürdig hergestellt wurde oder ob der Kunde das Produkt überhaupt wirklich möchte – schei*egal, Hauptsache er kauft und ein Unternehmen macht Profit.
 
Das ist Grund 1, weshalb verkaufen schwierig ist für mich: Ich verbinde zuviel Unschönes und charakterlich Schlechtes damit.
 

Nummer 2 – die preise

Der zweite Grund ist definitiv, dass unsere Gesellschaft Handarbeit und Handwerk nicht mehr wertschätzt – insbesondere von Frauen – und preislich völlig verkorkst ist. Dass ein Mensch, der hier in Deutschland sein Gewerbe angemeldet hat und hier eigens als Einzelunternehmer herstellt, preislich nicht mithalten kann mit denen, die auch „Handgenähtes“ – aber eben in Asien oder sonstwo – anbieten, dürfte sogar einem völlig unterbelichteten Menschen einsichtig sein. Ist es aber nicht.

Bist du schon jemand oder brauchst du noch statussymbole?

Hinzu kommt, dass der durchschnittliche Kunde zwar bereit ist, mehr oder eventuell sogar sehr viel mehr Geld auszugeben, aber nur, wenn er mit dem Produkt seinen Status untermauern oder anheben kann. Das funktioniert mit Mandalavision natürlich nicht. Mandalavision ist für Menschen, die sich ihres eigenen Wertes als Mensch an sich bewusst sind. Menschen, die sich – um es in einem Gedankenexperiment zu formulieren – auch nackt, jedes Kleidungsstückes oder zusätzlichen Accessoires beraubt, ihres Wertes – und dem des anderen – bewusst und daher fähig sind, ein Produkt selbstbewusst und selbstbestimmt zu wählen. Kleine unbekannte Label haben also im Großen und Ganzen die selbstbewussteren Kunden, auch wenn es anders scheint. Oft sind Paradoxien die eigentlichen Wahrheiten.

und weil wir schon bei wahrheiten sind…

Mein Selbstwertgefühl bzw. inbesondere das Fremdwertgefühl lässt zu wünschen übrig. Denn vermutlich würde ich verkaufen, wenn ich mich nicht selbst und damit meine Arbeit als nicht so wertvoll fühlen würde. Wahrscheinlich hat es auch mit meiner Persönlichkeit zu tun, die Hierarchien tief im Innern ablehnt und deren sehnlichster Wunsch ist, dass jedem Menschen und jedem Leben automatisch der Wert zukommt, den er/es im Gesamtzusammenhang hat. Der Wunsch, Geld möge in seiner besten und ursprünglichen Idee ein Tauschmittel sein für die unterschiedlichen Talente, die jeder zur Verfügung stellen kann.

Wie geht es weiter?

Glücklicherweise kam für mich in etwa zeitgleich mit dem Markt die Zusage für eine erneute Teilzeitanstellung ab Mitte Oktober. Zusammen mit meinem Minijob ist das dann wieder wie früher. Mandalavision bekommt wieder den nebenberuflichen Status. Bis gestern Nachmittag dachte ich, ich melde mein Gewerbe gleich komplett ab. Aber ich glaube, das bringe ich doch nicht übers Herz. In meiner Freizeit möchte ich ja weiterhin kreativ sein und schöne Dinge herstellen. Es ist einfach schön zu lesen oder zu hören, dass meine Sachen euch Freude machen und Farbe in euer Leben bringen.
 

Es geht weiter, irgendwie

Deshalb geht es weiter. Irgendwie. Irgendwie anders. Auf alle Fälle werde ich den bereits zugesagten Kunst- und Designmarkt in Nürnberg nutzen, meine bisher genähten Sachen zu verkaufen – und zwar zu günstigeren Preisen. Nicht, weil sie nicht mehr soviel wert sind, sondern a) weil sich meine Ausgangssituation wieder verändert, b) ich Platz brauche und ein Sale tatsächlich nötig ist und c) weil ich testen möchte, ob dann besser gekauft wird.
 

Die viel geforderte Authentizität

Das waren seit langem mal wieder viele und aufrichtige Zeilen. Wem das jetzt zu ehrlich und zu direkt ist, dem sage ich Goodbye! Das bin ich, das ist Mandalavision. Ich trage eigentlich mein Herz auf der Zunge und es fällt mir schwer, jeden anderen Menschen als „König“ zu betrachten, nur weil er potentieller Kunde sein könnte. Gerade im Moment denke ich mir, es wäre eher an der Zeit, mich selbst mal etwas königlicher zu sehen.
 
Noch zur Info: Die Meditationskissen im Etsy-Shop sind reduziert und wenn ich es schaffe, stelle ich bis 13.10. noch weitere Artikel zum Schnäppchenpreis ein.