Loslassen, was nicht (mehr) passt

Ich habe mich jetzt endgültig entschieden, die bunten Accessoires mit den Musterdesigns auslaufen zu lassen. Deshalb gibt es auf Etsy jetzt einen tollen Sale mit 50% auf alle im Shop eingestellten Artikel.

Hier geht´s gleich direkt zum Shop. Viel Spaß beim Stöbern!

Update 13.06.2025: Weil der Sale so gut angenommen wurde, gibt´s gleich noch eine Verlängerung bis 30.06.! Mal sehen, ob ich nach diesem Zeitraum Etsy weiterhin eine Chance gebe. Stay tuned!

warum?

Vielleicht werde ich ein andermal mehr dazu schreiben, aber Fakt ist erstmal, dass ich die für mich passende Kundschaft nicht erreichen kann und mein Angebot für die Masse nicht ansprechend ist. Außerdem kommt das preisliche Thema dazu. Ich bin es mittlerweile leid, darüber viele Worte zu verlieren und mich zu erklären, deshalb hier auch nur nochmal kurz: die Preise, die Handmade-Gewerbetreibende verlangen, sind – sofern sie erschwinglich sind und gekauft werden – kaufmännisch gerechnet ein absoluter Witz. Das fällt meistens nur nicht auf, weil die Frauen, die diese Produkte herstellen und anbieten, durch einen gut verdienenden (Ehe)Mann finanziert werden und einen gut situierten Lebensstil vorweisen können. Das ist auch heute im 21. Jahrhundert trotz ewigem Palaver über Gleichberechtigung noch so.

Ich behaupte sogar, dass vielen Frauen das nicht mal wirklich bewusst ist und sie sich in die eigene Tasche lügen, wenn sie denken, sie hätten ein gut laufendes Handmade-Business. Es mag gut laufen, aber könnten sie nur damit ihr Leben finanzieren? Würden sie ihre Produkte noch verkaufen, wenn sie die Preise kaufmännisch richtig kalkulieren müssten – inklusive Miete, Nebenkosten – gar ein eigenes Haus mit Garten und SUV vor der Tür – Versicherungen, Krankheits- und Altersvorsorge sowie zwei Flugreisen im Jahr? Ich sage nein. Und deshalb wird es von der Masse auch meist belächelt und als „niedliches Hobby“ abgestempelt. Schade, denn diese Produkte sind die eigentlich hochwertigen in unserer schrecklichen Konsumgesellschaft auf Kosten moderner Ausbeutung und „Sklaverei“.

Das ist das heiße Eisen, das niemand anfassen will. Würden wir uns global um die echten Ungerechtigkeiten und all das Elend kümmern, das hinter unserem bequemen Konsum und hohen Lebensstandard liegt – ich schließe mich selbst selbstverständlich mit ein -, müssten wir unsere Art zu leben, komplett über den Haufen werfen. Wir hier, in den Industrienationen, leben so günstig, nicht weil Handarbeit nichts wert ist, sondern weil Menschenleben – und Leben allgemein – nichts wert ist, nur noch Zahlen und der Profit ein paar weniger.

Die eigene Lebenszeit retten

Der oder die ein/e wird vielleicht sagen, ich hätte mich halt nicht genug um den Vertrieb gekümmert, um SEO und Keywords und Instagram Marketing Methoden. Ja, wahrscheinlich hast du recht  – du, der oder die sich das gerade denkt. Tatsache ist aber, dass ich Kurse dazu bezahlt habe (nicht zum „Handmade“-Preis) und mich durchaus damit befasst habe. Aber eben anscheinend nicht genug, weil ich einfach zu eigensinnig für all das bin. Bei genauerer Betrachtung sehe ich auch nicht ein, mich von neuesten Trends und Vorgaben auf Instagram & Co. ständig beschäftigen zu lassen. Das ist ja alles total irre geworden! Und es kommt mir mittlerweile so vor, als sollten wir wie Marionetten diesen ganzen Zirkus mitmachen und bedienen, damit wir beschäftigt sind und keine Zeit zum Nachdenken mehr bleibt.
 
Aber genau das, dieses ständig vor den Karren gespannt sein und funktionieren, sodass man überhaupt keine Kapazitäten fürs Lebendigsein mehr hat – genau das habe ich immer versucht zu vermeiden und deswegen ist es mir mein eigenes Business auch nicht wert.
 

Dilemma der Kreativen und „Sensiblen“

Unser Dilemma – ich sage „unser“, weil ich mehrere Frauen kenne, denen es im Prinzip öhnlich geht -, unser Dilemma ist, dass wir mit unserer Art zu leben und das Leben zu betrachten, erst gar nicht in gut verdienende Positionen des normalen Berufslebens kommen. Heißt also: wir retten zwar einen Teil unserer Lebenszeit und Lebendigkeit, aber gesellschaftlich können wir eigentlich gar nicht leben, weil wir unseren Lebensunterhalt nicht „verdienen“. Wir verdienen es also gesellschaftlich nicht, mitspielen zu können. Dafür werden wir belächelt, verurteilt oder bewundert.
 
Und manchmal frage ich mich, ob unsere eigentliche Aufgabe nicht die ist, einer durch und durch fehlgelaufenen und unmenschlichen Gesellschaft den Spiegel vorzuhalten.
 
Du, liebe Leserin, lieber Leser, brauchst diesen Spiegel nicht, denn die, die ich meine, verirren sich bestimmt nicht auf meine „unprofessionelle“, „erfolglose“ Seite.
 
Ganz lieben Dank, dass du da bist, mein Schaffen wertschätzt und mich unterstützt!